
Netzwerken mit Modellcharakter
2. Jahr „Netzwerk Mobilitätswende Region Aachen" (NEMORA)

Eine konsequent vernetzte und zielgerichtete Zusammenarbeit zwischen allen beteiligten Behörden und (Verkehrs-)Unternehmen: Das ist die Voraussetzung für das Gelingen der Mobilitätswende. Das „Netzwerk Mobilitätswende Region Aachen" (NEMORA) zeigt seit über zwei Jahren, wie auf regionaler Ebene innerhalb kurzer Zeit zahlreiche Ergebnisse erarbeitet werden können.
Gebündelte Mobilitätskompetenz in vier Arbeitsgruppen
Anfang 2022 nahm NEMORA die Arbeit auf: Rund 75 Personen aus verschiedenen Disziplinen bringen sich in den Prozess ein und vertreten die Städteregion Aachen und ihre Kommunen inkl. der Stadt Aachen, die ASEAG oder den AVV. Sie teilen sich auf in vier Arbeitsgruppen (AGs), Koordinierungsgruppe und Lenkungskreis. Diese Struktur wurde 2023 in einer gemeinsamen Absichtserklärung über die Ziele der Mobilitätswende manifestiert.
Die vier AGs bilden dabei das Herz von NEMORA und bereiten Entscheidungen auf politischer Ebene vor: Sie entwickeln „Starke Achsen“, „Mobilstationen und Multimodalität“ sowie die „Regionale Radinfrastruktur“ weiter. Die AG „Finanzierung Mobilitätswende“ befasst sich unter Führung des AVV mit Finanzierungsmöglichkeiten.
Für den Wissenstransfer der AGs untereinander steht eine Datencloud bereit. Ein wichtiges Tool, da sich viele Arbeitsbereiche ergänzen. So kreuzt z. B. die AG „Radinfrastruktur“ bei ihrer Arbeit immer wieder den Weg der AGs „Starke Achsen“ und „Mobilstationen und Multimodalität“.
AG „Starke Achsen“: definiert 15 regionale ÖPNV-Korridore
Ziel der Arbeitsgruppe „Starke Achsen“ ist die Entwicklung leistungsfähiger, regionaler ÖPNV-Korridore in Aachen und in der StädteRegion Aachen. Dabei werden u.a. wichtige ÖPNV-Verknüpfungspunkte, Pendlerverflechtungen, Reisezeitvergleiche zwischen MIV und ÖPNV, vorhandene Verbindungsqualitäten und Einzugsbereiche für Haltestellen identifiziert und herausgearbeitet.
Als Ergebnis ihrer bisherigen Arbeit wurden 15 Hauptkorridore definiert, die einer wissenschaftlichen Bewertung inkl. einer Wirkungsanalyse unterzogen wurden. Die ÖPNV-Hauptkorridore werden in einem nächsten Schritt anhand der ermittelten Fahrgastnachfrage in verschiedene Qualitätslevel eingestuft. Darauf aufbauend werden bedarfsgerechte Maßnahmen (z.B. Taktung, Bedienzeiten, Beschleunigungsmaßnahmen) für jeden einzelnen ÖPNV-Korridor festgelegt.
AG „Finanzierung“: Werte sammeln und bewerten
Die AG „Finanzierung“ beschäftigt sich mit der Absicherung vorhandener Finanzierungsstrukturen und mit der Bereitstellung neuer Mittel. Dazu gehören u.a. Fördermöglichkeiten und Nutznießer- bzw. Drittnutzerfinanzierung. Einen Meilenstein stellt die Idee für einen solidarischen Pauschalbetrag von Seiten der Kommunen dar: 20 Cent pro Einwohner*in pro Jahr. 2023 konnten so ca. 110.000 Euro zusätzlich bereitgestellt werden, eine Summe, mit der auch für 2024 gerechnet wird.
Die AG entwickelte zudem eine Bewertungsmatrix, die Mobilitäts-Projekte untereinander vergleichbar macht. So werden Entscheidungen und Priorisierungen erleichtert.
AG „Mobilstationen“: macht mobil für vernetzte Mobilität
Mobilstationen, an denen mindestens zwei Verkehrsmittel oder Mobilitätsangebote miteinander verknüpft sind, sind das Fundament multimodaler Mobilität. Die AG „Mobilstationen“ identifiziert hierfür Standorte und entwickelt optimierte Vergabeprozesse und passgenaue Betreibermodelle.
Auf dem Weg zur flächendeckenden Schaffung von Mobilstationen konnte die Beschlussvorlage „Ausbau Netz Mobilstationen“ den kommunalen Mobilitätsausschüssen vorgelegt werden. In sieben von elf Ausschüssen wurde die Vorlage bereits beschlossen. Sobald der jeweilige Beschluss gefasst ist, kann mit der konkreten Umsetzung einzelner Mobilstationen begonnen werden.
AG „Regionale Radinfrastruktur“: tritt in die Pedale für den Radverkehr
Zur Mobilitätswende gehört unbedingt auch ein optimal ausgebautes städteregionales Radverkehrsnetz: So kann das Fahrrad eine bequeme und sichere Option für den Alltagsverkehr vieler Menschen werden. Die AG „Regionale Radinfrastruktur“ hat dafür eine Strategie entwickelt, die nach und nach von den politischen Gremien aller beteiligter Kommunen beschlossen worden ist. Auf dieser Grundlage wird noch im dritten Quartal 2024 die Erstellung eines Masterplanes für die Umsetzung der Strategie vergeben. Dann nimmt die „Regionale Radinfrastruktur“ weiteres Tempo auf.
Regionale Mobilitätskonferenzen steigern die Sichtbarkeit
Eine wichtige Bühne, um Ergebnisse und Ziele von NEMORA bei Politik, Verwaltung und Mobilitätspartnern vorzustellen, sind die einmal jährlich stattfindenden Regionalen Mobilitätskonferenzen (ReMoKo). 2023 wurde hier die o.g. gemeinsame Absichtserklärung unterzeichnet. 2024 wurde NEMORA aus Sicht der Kommunen betrachtet, um den Nutzen des Netzwerks anfassbar zu machen: Die enge, bestens strukturierte Zusammenarbeit macht es allen Beteiligten leichter, den Prozess zur regionalen Mobilitätswende effizient zu gestalten.