Vorbildprojekt S 11: trotz Naturschutz kein Schneckentempo
Kooperation für intakte Natur und mehr Mobilität

Wenn Institutionen gut zusammenarbeiten, profitieren Natur und Mensch, wie die erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Naturschutzverbänden rund um den Ausbau der S 11 zeigt: Im Zentrum der gemeinsamen Bemühungen stehen dabei die stark gefährdete „Bauchige Windelschnecke“ und ihre Mitbewohner im Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH-Gebiet) Thielenbruch zwischen Köln und Bergisch Gladbach.
Vertrauen führt zu konstruktiven Lösungen
Die Interessen der Fahrgäste und den allgemeinen Wunsch nach mehr Mobilität für Bergisch Gladbach mit den Belangen des Naturschutzes bestmöglich zu arrangieren: Das war von vorneherein das Ziel des vertrauensvollen und lebhaften Austauschs zwischen go.Rheinland, der DB InfraGO sowie dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Landesverband NRW (BUND), dem Naturschutzbund Deutschland, Landesverband NRW (NABU) und dem (Rheinisch) Bergischen Naturschutzverein (RBN).

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„Wir wollten frühzeitig etwaige Bedenken gegenüber den Vorhaben aufnehmen und Konflikte vermeiden. Wir sind sehr dankbar für die vielen wertvolle Hinweise, die dank der Expertise der Naturschützer*innen in die Planungen mitaufgenommen werden konnten.“
Zahlreiche Maßnahmen schützen Flora und Fauna
Abgesehen vom Austausch am runden Tisch wurde im Thielenbruch u.a. ein Grundwassermonitoring durchgeführt. Bei den naturschutzfachlichen Begehungen vor Ort waren Vertreter*innen der Naturschutzverbände dabei. Sie sind zudem eingeladen, die Bauausführungen im FFH-Gebiet kritisch zu begleiten. Die Sensibilisierung durch den Naturschutz ist etwa der Grund dafür, dass eine Dammverdichtung im Thielenbruch, die zur Erweiterung um ein weiteres Gleis nötig ist, nicht durch Rütteln, sondern durch eine ruhende Schwerauflast auf den Gleisen erfolgen wird. Das dauert zwar länger, stört aber nicht die gleichzeitige Brutzeit der Vögel und verhindert zudem, dass die streng geschützte bauchige Windelschnecke in ihrem Habitat gestört oder gar vertrieben wird.
Zudem werden zum Schutz von Flora und Fauna die Flächeneingriffe so gering wie möglich gehalten und somit auch die Baustraße auf dem bestehenden Bahndamm eingerichtet. Auch das Grundwassermonitoring wird fortgesetzt. So soll beobachtet werden, ob sich der Wasserhaushalt im FFH-Gebiet durch die Baumaßnahmen ändert. Des Weiteren werden in den Bahndamm Durchlässe für Kleintiere integriert. Dies sind nur einige von vielen Maßnahmen, die durch die Beachtung des Naturschutzes in die Planungen miteingeflossen sind.
„Dank einer sehr konstruktiven Zusammenarbeit mit den Projektträgern gelang es, die Pläne so weit zu modifizieren, dass die Beeinträchtigungen auf das Biotop auf ein nach unserer Einschätzung unschädliches Maß reduziert werden konnten.“
Zusammenarbeit hilft, Zeitpläne einzuhalten
Die erfolgreiche Einbindung der Verbände in den S-11-Ausbau wird Schule machen: Nach einem positiven Feedback der Naturschützer*innen soll ihre Beteiligung bei zukünftigen Ausbaumaßnahmen weitergeführt werden. Das kann neben gelebtem Naturschutz zudem bedeuten, Verzögerungen in der Umsetzung von Infrastrukturprojekten zu vermeiden, da mögliche Einwendungen zuvor ausgeräumt werden können.

So weit ist die Planung für den S-11-Ausbau
Durch den zweigleisigen Ausbau der S 11 zwischen Köln-Dellbrück und Bergisch Gladbach und die Ergänzung durch zwei neue S-Bahnlinien (S 10, S 14) soll statt alle 20 künftig fast alle 5 Minuten eine S-Bahn zwischen Köln-Mülheim und Bergisch Gladbach fahren. Der Kölner Hauptbahnhof und der Bahnhof Messe-Deutz erhalten je einen neuen Bahnsteig mit zwei Gleisen für den S-Bahn-Verkehr. Auch der Bahnhof Bergisch Gladbach (Foto) und der Haltepunkt Duckterath erhalten zusätzliche Bahnsteige.
Die Planung für den Ausbau der S 11 ist bereits weit fortgeschritten: Zwei der vier Planfeststellungsabschnitte (Bergisch Gladbach und Dellbrück bis Duckterath) befinden sich in der Planfeststellung beim Eisenbahn-Bundesamt. Auch die noch ausstehenden Abschnitte (Köln Hbf und Messe/Deutz bis Dellbrück) sollen bald folgen. Mehr Details gibt es auf der go.Rheinland-Webseite und beim Bauträger DB InfraGo.
„Wir sind begeistert, wie dieses komplexe Projekt Tempo macht“, freut sich go.Rheinland-Geschäftsführer Dr. Norbert Reinkober. „Es ist eines der schnellsten in Deutschland, was zu einem großen Teil an der frühzeitigen Bürgerbeteiligung liegt, die die DB und wir dank einer Förderung des Landes durchführen konnten.“ Im Rahmen von Infomessen, einer Wanderausstellung und eines Online-Dialogs hatten Pendler*innen und Anwohnende dem Projektteam mehr als 700 Hinweise an die Hand gegeben. Mehrere von diesen – unter anderem der schnellere barrierefreie Ausbau von Stationen – konnten in den Planungen berücksichtigt werden.