Kraftraum-Shuttle: Innovatives Mobilitätsprojekt für das Rheinische Revier
Ein Interview mit Lisa Claus, ehem. Projektleiterin beim VRS

Das Projekt Kraftraum-Shuttle hat sich seit seinem Start im November 2024 als wegweisendes Mobilitätsangebot im Rheinischen Revier etabliert. Wir sprachen mit Lisa Claus, ehemalige Projektleiterin Kraftraum-Shuttle beim Verkehrsverbund Rhein Sieg (VRS), zu ihren Eindrücken rund um die erfolgreiche Einführung, zu technologischen Innovationen während der Entwicklung und zu den künftigen Schritten für das On-Demand-Verkehrsangebot in NRW.
Frau Claus, können Sie uns einen Überblick über das Projekt Kraftraum-Shuttle geben?
Lisa Claus: Sehr gerne. Der Kraftraum-Shuttle ist ein flexibler Fahrdienst, der über Web oder Telefon gebucht werden kann – ähnlich wie ein Sammeltaxi. Er ergänzt Bus und Bahn dort, wo der klassische Nahverkehr an seine Grenzen stößt, wie im Rheinischen Revier, wo unser Projekt verortet ist. Er bietet dort eine moderne, umweltfreundliche Alternative zum Auto, vor allem in ländlichen oder strukturschwächeren Regionen.
Wie wurde das Projekt bisher angenommen?
Lisa Claus: Seit dem 01. November 2024 sind Elektrofahrzeuge der Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft mbH in Bergheim und Umgebung unterwegs. Dort gab es bereits Bedarfsverkehre, aber durch den Kraftraum-Shuttle und gezielte Marketingmaßnahmen ist die Nachfrage weiter gestiegen. In Rommerskirchen – dort ist die Busverkehr Rheinland seit März 2025 aktiv – sehen wir bislang geringere Fahrgastzahlen. Das liegt sicher auch daran, dass es dort vorher kein vergleichbares Angebot gab. Neue Verkehrsformen brauchen Zeit, um akzeptiert zu werden.
Welche technologischen Innovationen bietet der Kraftraum-Shuttle?
Lisa Claus: Der Kraftraum-Shuttle ist ein flexibles On-Demand-Angebot mit über 1.000 virtuellen Haltepunkten. Gebucht werden kann bequem per Telefon oder über unsere Website, die seit dem 01. März 2025 online ist (https://kraftraum-shuttle.fahrt-buchen.de) Die Fahrzeuge sind speziell für mobilitätseingeschränkte Personen ausgestattet – komfortabel und barrierefrei. Technologisch besonders ist, dass die Plattform von mehreren Kommunen gleichzeitig genutzt werden kann, sich in bestehende ÖPNV-Apps integrieren lässt und Echtzeitdaten liefert, sowohl für Fahrgäste als auch für Betreiber.
Ein großer Schritt war der Anbieterwechsel zu ioki. Wie läuft die Zusammenarbeit?
Lisa Claus: Die Zusammenarbeit mit ioki ist sehr partnerschaftlich und lösungsorientiert. Nach dem Wechsel vom ursprünglichen Anbieter konnten wir mit ioki zügig eine stabile, mandantenfähige Plattform aufbauen, die inzwischen erfolgreich in mehreren Kommunen läuft. Diese Plattform ermöglicht eine effiziente Routenberechnung sowie Ridepooling, also die Bündelung von mehreren Fahrtanfragen, sodass Menschen nicht allein im eigenen Auto sitzen, sondern Wege und Fahrten teilen.
Seit April 2025 ist der Kraftraum-Shuttle in die VRS-Fahrplanauskunft integriert. Warum war das wichtig?
Lisa Claus: Die Integration in die VRS-Fahrplanauskunft ist ein zentraler Schritt, um On-Demand-Angebote wie den Kraftraum-Shuttle sichtbar und einfach nutzbar zu machen. Fahrgäste erhalten passende Verbindungen direkt in ihrer gewohnten App – inklusive Link zur Buchung. Das stärkt die Verknüpfung mit dem ÖPNV und erleichtert den Zugang für neue Nutzer*innen.
Welche Rolle spielt die Kooperation mit dem Kompetenzcenter Digitalisierung NRW?
Lisa Claus: Unsere Zusammenarbeit mit dem KCD zielt darauf ab, die Erfahrungen aus dem Kraftraum-Shuttle in eine landesweite On-Demand-Plattform NRW einzubringen, um eine einheitliche Lösung zur Integration und Steuerung von On-Demand-Verkehren zu bieten. Es geht um technische und konzeptionelle Standards: Schnittstellen zur Fahrplanauskunft, rechtliche Grundlagen, Wirtschaftlichkeitsanalysen usw. Aktuell bereiten wir die Migration auf die neue Plattform zum 01. Januar 2026 vor.
Was erwartet die Besucher*innen auf der Abschlussveranstaltung im November?
Lisa Claus: Am 12. November 2025 findet die Abschlussveranstaltung im Schloss Pfaffendorf in Bergheim statt. Wir werden dort die Ergebnisse des Projekts präsentieren und die enge Anbindung an die landesweite Plattform zeigen. Besonders freuen wir uns, dass Verkehrsminister Oliver Krischer seine Teilnahme zugesagt hat.
Der Kraftraum-Shuttle hat gezeigt, dass On-Demand-Angebote ein wertvoller Baustein für eine moderne Mobilität in NRW sind.
Frau Claus, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Landesweiter Tarif für On-Demand-Verkehre in NRW
Im Auftrag des Landes NRW entwickelt das Kompetenzcenter Marketing NRW gemeinsam mit Branchenpartnern einen landesweit einheitlichen Tarif für On-Demand-Verkehre im ÖPNV. Grundlage ist der eTarif eezy.nrw mit Abrechnung auf Basis der Luftlinie, ergänzt um einen festen Zuschlag pro Fahrt.


