Deutschlandticket: Erfolgsmodell mit Herausforderungen

Ein Ticket, das den öffentlichen Nahverkehr neu denkt

Das Deutschlandticket hat eine enorme Reichweite entfaltet. In VRS und im AVV ist das Ticket längst Teil des Alltags – ein klarer Erfolg für die Idee eines bundesweiten Nahverkehrstickets. Gleichzeitig wird deutlich: Um diesen Erfolg langfristig zu sichern, braucht es verlässliche politische und finanzielle Rahmenbedingungen.

Große Nachfrage im VRS- und im AVV-Gebiet

Seit Mai 2023 gilt das Deutschlandticket bundesweit in Bussen und Bahnen: einfach, digital und zu einem attraktiven Preis. Die Resonanz ist groß, auch in der Region wird das Angebot stark nachgefragt. Monatlich sind über 800.000 Menschen im Gebiet des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg (VRS) mit dem Ticket unterwegs. Im Gebiet des Aachener Verkehrsverbunds (AVV) ist das Deutschlandticket ähnlich beliebt, hier nutzen es knapp 160.000 Menschen.

Im VRS ist bereits knapp jedes vierte Deutschlandticket ein Jobticket (24 %). Trotzdem sehen die Verbünde weiteres Potenzial, insbesondere bei den Landesbeschäftigten:

„Wir appellieren an das Land, endlich die notwendigen gesetzlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Landesbedienstete das Deutschlandjobticket nutzen können.“

Michael Vogel

Geschäftsführer VRS

Auch bei jungen Menschen hat sich das Deutschlandticket etabliert: Rund 122.000 Studierende im VRS nutzen es als Semesterticket, weitere 156.000 Schüler*innen profitieren vom Deutschlandticket Schule. Im AVV sind es 56.500 Studierende und 50.000 Schüler*innen.

„Die Zahlen aus dem VRS- und dem AVV-Gebiet zeigen eindrucksvoll, wie stark das Deutschlandticket gerade bei jungen Menschen verankert ist. Mit über 380.000 Schüler*innen und Studierenden, die das Ticket regelmäßig nutzen, ist es längst mehr als ein Tarifangebot – es ist ein zentraler Bestandteil ihrer Alltagsmobilität.“

Katrin Bünten

 Leiterin Tarif, Vertrieb, Einnahmenaufteilung AVV

Günstig allein reicht nicht: Der Nahverkehr braucht mehr Angebot

Das Deutschlandticket hat den Zugang zum Nahverkehr deutlich vereinfacht. Doch ein günstiger Preis allein reicht nicht aus, um dauerhaft mehr Menschen für den Umstieg auf den ÖPNV zu gewinnen. Entscheidend ist, dass das Angebot mitwächst: Mehr Verbindungen, dichtere Takte und eine bessere Erschließung ländlicher Räume sind zentrale Voraussetzungen für eine erfolgreiche Mobilitätswende.

Finanzierung bleibt zentrale Herausforderung

Beliebt, aber kostenintensiv: Ohne die Ausgleichsmittel von Bund und Ländern wäre der aktuelle Preis von 58 Euro nicht zu halten. Allein im VRS-Gebiet entsteht 2024 eine Finanzierungslücke von rund 275 Millionen Euro, ein ähnliches Defizit zeichnet sich auch für 2025 ab. Die NRW-Landesregierung bekennt sich grundsätzlich zum Deutschlandticket. Doch für eine langfristige Sicherung braucht es mehr – eine stabile und verlässliche Finanzierung.

„Das Deutschlandticket bietet den Fahrgästen einen einfachen Zugang zum Nahverkehr und löst Verbundgrenzen auf. Ziel der Bundesregierung muss sein, seine Finanzierung gemeinsam mit den Ländern auf eine solide, nachhaltige und vor allem langfristige Basis zu stellen. Nur so kann die Finanzierung dauerhaft gesichert und das Deutschlandticket für die Fahrgäste preislich attraktiv bleiben.“

Hans-Peter Geulen

Geschäftsführer AVV

Einnahmenclearing: Fairerer Ausgleich durch Stufe zwei

Ein wichtiger Schritt hin zu mehr Gerechtigkeit bei der Verteilung der Einnahmen: Seit Juli 2025 sind der VRS und der AVV Teil der zweiten Stufe des bundesweiten Clearings. Die Einnahmen aus dem Deutschlandticket werden nun nach dem Wohnort der Nutzer*innen (Postleitzahl) verteilt – ein deutlich faireres System. Die operative Umsetzung erfolgt durch die D-TIX GmbH & Co. KG auf Bundesebene und das Kompetenzcenter Marketing NRW für das landesweite Clearing. In einer dritten Stufe sollen künftig auch die Erlöse aus dem Deutschlandticket dorthin fließen, wo das Ticket tatsächlich genutzt wird.

Zukunft des Deutschlandtickets bleibt herausfordernd

Das Deutschlandticket bleibt ein Erfolgsmodell – doch die Zukunft ist kein Selbstläufer. In der zweiten Jahreshälfte 2025 stehen entscheidende Weichenstellungen an: Bund und Länder verhandeln über eine Entfristung und eine Dynamisierung der Regionalisierungsmittel. Klar ist: Nur wenn Preis, Finanzierung und Angebot langfristig zusammenpassen, kann das Ticket seine Erfolgsgeschichte fortschreiben.